Tapiokakrapfen mit Orangen-Anisjus vegan, glutenfrei

In Österreich startet in Kürze der zweite „harte“ Lockdown. Nur für die Versorgung wichtige Geschäfte (Lebensmittel, Apotheken, Post u.ä.) haben noch geöffnet, alle anderen Läden sind wieder geschlossen.

Eine Herausforderung für uns alle. Emotional, wirtschaftlich, organisatorisch und politisch. Von Aussagen wie: „Hätte die Politik doch früher…“ oder „Das kann man ja alles nicht mehr ernst nehmen…“ bis hin zu „Das haltet ja kein Mensch aus…“ ist alles an Output gegeben. Social Media ist dahingehend Segen und Fluch. Einerseits kann man fein Kontakt halten. Andrerseits überfluten zweifelhafte „Fakten“, die ungeprüft und haltlos eingestellt werden, das Netz. Das wiederum löst die nächste emotionale Welle aus. Ein Dilemma, das jeder nur für sich lösen kann. Abgrenzung und Rückzug  aus den sozialen Netzwerken ist sicher sinnvoll. Wohldosierter Konsum und proaktive Nutzung, statt reaktives Mitreißen lassen. Eine gute Zeit um sich mit der Familie und analogen Themen zu befassen.

Biedermeier reloaded …

Wenn die Außenwelt wenig Annehmlichkeit bietet, ziehen wir uns ins Private zurück, schaffen uns Idylle. Im Biedermeier entstand so, ein nachhaltiger, kultureller Beitrag in den Bereichen Musik, Literatur, Innenarchitektur und Mode. Seht ihr die Parallelen? Aktuell wird gekocht, gebastelt, genäht, gezeichnet, gesportelt sowie Häuser und Wohnungen renoviert. Gärten und Balkone erhalten neuen Glanz. 

Im 19. Jahrhundert lag dem allen eine politische und gesellschaftliche Umbruchsituation zu Grunde. Jetzt ist es ähnlich. Ausgelöst durch Corona sind wir auf uns zurückgeworfen. Werte werden hinterfragt, es wird geprüft was noch Gültigkeit hat und wo wir uns hin entwickeln wollen. Umbrüchen gehen immer Aufbrüche voran. Eingeschliffene Verhaltensweisen werden hinterfragt, um sie zu sortieren und auf neue tragfähige Beine zu stellen. Das Virus wirkt wie ein Brandbeschleuniger, weltweit.

Wie wollen wir als Gesellschaft sein?

Unzufriedenheit ist spürbar. Obwohl es uns in Österreich gut geht und wir keine Not leiden, wird geschimpft. Heute geht es nicht mehr um persönliche Freiheit und individuelle Entwicklung, es steht auch nicht das Emanzipationsthema im Vordergrund. Es geht um ein neues Miteinander und ganz wichtig den Einklang der Ressourcen. Angst schwelt, nicht nur vor dem Virus, sondern auch um Versorgungssicherheit sowie das Stichwort Umwelt und Nachhaltigkeit. Können wir unseren Lebensstil in der Zukunft wirklich noch halten ?

Weg von, hin zu…

Es geht darum, dass wir uns verändern müssen. Weg vom „zu viel von Allem“ hin zu „das gesunde Maß“. Einklang mit der Natur finden. Witzig das gerade ein bekannter Werbespruch das Ganze genau auf den Punkt bringt: „Zurück zum Ursprung!“. Wir müssen Ressourcen schonender leben und aufhören alles unreflektiert zu kaufen. Das fordert, uns alle. Jeden Einzelnen, Politik, Wirtschaft und globale Netzwerke.

Wie kann uns diese Herausforderung gelingen?

Mit vielen kleinen Schritten, die wir täglich umsetzen. Angst macht uns das Unlösbare, das Gefühl nichts tun zu können. Aber wir können etwas tun. 

In erster Instanz dafür sorgen, dass wir unsere eigenen Ängste in Balance bringen. Wir können manche Dinge nicht beeinflussen, aber täglich uns selbst. Jeden Moment. Aus dieser Perspektive ist die Idee des Biedermeier, die Idee des Rückzugs auf die privaten Belange eine gute Idee. Hier können wir unseren täglichen Beitrag leisten. Und eines ist klar, wenn wir das alle tun, dann bewirken wir Großartiges.

Und damit man diesen täglichen Herausforderungen gewachsen ist, braucht es immer wieder die wohligen Oasen der Freude. Eine große Portion Humor, Mut und natürlich gutes Essen.

Tapiokakrapfen mit Orangen-Anisjus

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Das Rezept stammt von Yotam Ottolenghi, der bekannt ist für seine vielfältig-vegetarische Spitzenküche.

Das Original ist nicht vegan, aber mit ein paar minimalen Abwandlungen ist es ausgezeichnet vegan machbar.

Warum Tapioka? Er stammt ursprünglich aus Brasilien und wird aus der Maniokwurzel hergestellt. Er hat einen hohen Kohlehydratanteil, quasi null Fettanteil und ist ausgesprochen gut verdaulich. Der große Pluspunkt ist, dass er glutenfrei ist.

Im Hinblick auf Ressourcenschonung kann man das Rezept auch mit Grieß umsetzen. Der ist jedoch nicht glutenfrei, wem das keine Umstände bereitet, kann also Grießpudding statt Tapiokapudding heranziehen.

Den Tapiokapudding unbedingt am Vortag zubereiten, er muß mindestens 15h rasten!

Zutaten

  • 90 g Perltapioka (bekommt man in Asialäden oder online)
  • 420 ml Milch (ich nutzte Pflanzenmilch)
  • 120 g Soyacuisine (wahlweise Hafercuisine)
  • 15 g Tapiokamehl
  • 1 TL Flohsamenschalen
  • Mark 1 Vanilleschote
  • 3 EL Kokosblütenzucker (gerne auch Erythrit)
  • 1/2 TL Sternanis (gemahlen) oder 2 ganze Sternanis mit kochen
  • 1/2 TL Meersalzflocken

Für den Jus:

  • 3 Bio-Orangen (2 werden abgerieben und ausgepresst, 1 filetiert)
  • 30 ml Wasser
  • 75 ml flüssiger Bio-Honig
  • 2 Sternanis

außerdem

  • 500 ml Sonnenblumenöl zum Frittieren
  • Staubzucker

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Zubereitung

  1. Die Tapiokaperlen in Milch, Soyacuisine, Vanille, Sternanis für ca 20 Minuten einweichen
  2. Orangenschale von 2 Orangen abreiben
  3. Anschließend das Gemisch zum Köcheln bringen, Zucker und Salz zufügen und unter ständigem Rühren ca 15 Minuten bei mittlerer Hitze köcheln lassen. Die Perlen sollen durchscheinend werden und die Masse eindicken.
  4. Masse vom Herd nehmen, die Flohsamenschalen und Abrieb der Orangen unterrühren und alles mit Klarsichtfolie abdecken und mindestens 15h kalt stellen.
  5. Saft der 2 abgeriebenen Orangen für den Sirup mit 30 ml Wasser, Honig und 2 Sternanis in einem kleinen Topf bei mittlerer bis starker Hitze so lang köcheln, bis die Flüssigkeit auf die Hälfte reduziert ist.
  6. Die ganze Orange schälen und die Stücke von der weißen Haut befreien (filetieren) und in den fertigen Jus legen.
  7. Die Tapiokamasse mit den 15 g Tapiokamehl vermengen
  8. Sonnenblumenöl erhitzen
  9. Aus er Tapiokamasse kleine Krapfen formen – am Besten klappt das mit 2 Esslöffeln
  10. „Krapfen“ ins heiße Fett gleiten lassen
  11. Immer 3-4 Krapfen gleichzeitig für ca 4-5 Minuten frittieren, sie werden goldbraun (eventuell wenden)
  12. Auf ein mit Küchenpapier ausgelegten Teller abtropfen lassen
  13. Fertige Krapfen auf einem Teller mit dem vorbereiteten Jus und den Orangenfilets anrichten

Das Rezept ist zwar etwas aufwändiger als unsere üblichen Rezepte, aber wenn ihr euch die Zeit nehmt um es zu probieren, werdet ihr wissen warum es mir so am Herzen lag.

Es ist das absolute Soulfood, in schwierigen Zeiten genau das Richtige um bei Laune zu bleiben. Ich bin gespannt wie es euch gefällt und freue mich auf eure Nachrichten.

Lasst´s euch schmecken!

Alles Liebe

Beate

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