Zucker? Besser ohne! Geht das? Wie die Geschichte begann…

Als ich 2015 begann mich mit dem Thema zu befassen, sprach niemand darüber. Es gab eine Mini-Comunity in Facebook und natürlich Bücher und Infoseiten im Netz, die man mühevoll recherchieren musste. Dr. Lustig war in Fachkreisen natürlich bereits eine angesehene Persönlichkeit, aber er war niemandem ein Begriff, oder wussten die Menschen womit er sich befasste. 2016 gab die WHO erstmals eine Empfehlung zur Menge des Tagesbedarfs von Zucker heraus, was bemerkenswert war. 2017 stellte ich, nach einigen gescheiterten Versuchen und Phasen davor, streng auf „zuckerfreie“ Ernährung um, rückblickend die beste Entscheidung meines Lebens. In meinem Umfeld wurde ich für verrückt erklärt und als Freak abgestempelt. Im selben Jahr, gab in Deutschland eine Supermarktkette Puddings mit verschiedenen Mengen an Zucker zur Verkostung aus und bekannte, dass es gut ist den Zucker zu reduzieren. Spar Österreich begann 2018 den Zucker in seinen Artikeln zu reduzieren und dafür Werbung zu machen, darauf hin zogen einige Ketten mit, die einen mehr, die anderen weniger. Das Sortiment der „zuckerfreien“ Ware begann zu „explodieren“. „Zuckerfrei“ war in der Gesellschaft angekommen. Seither ist es fast in aller Munde, und Gott und die Welt hat wenigstens schon einmal eine 40 Tage-Challenge absolviert oder ist wenigstens von dauerhaftem schlechtem Gewissen geplagt: „Ja, ich weiß, ich sollte endlich meinen Zuckerkonsum reduzieren, der ist ja so schlecht.“ Ich selbst habe x Bücher gelesen, meinen Zuckerkonsum größtenteils gut im Griff und das Thema zum Inhalt meiner Masterthesis gemacht. Mich begeistert das alles immer noch und ich halte es für wichtiger denn je.

2020 hat unser Leben völlig auf den Kopf gestellt. Die Pandemie bringt eine Sache ziemlich weit in den Vordergrund: Es ist das aller wichtigste, auf unser Immunsystem zu achten. Jahrelange, falsche Ernährung, Mangel an Bewegung und Stress hinterlassen Spuren am Körper, Spuren die je älter man wird, immer sichtbarer und vor allem spürbarer werden. Zucker nimmt dabei einen der größten und sicher grausamsten Stellenwerte ein. Das Fatale, niemand glaubt es. Wir alle wissen darum, dass zu viel Naschen ungesund ist, aber niemand ahnt wie sehr.

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Zucker löst Wissenschaftskrimi aus

John Yudkin sagte einmal: Würde nur ein Bruchteil dessen, was wir über die Folgen von Zucker wissen, über irgendein anderes Lebensmittel bekannt, es würde sofort verboten“. Ihr fragt euch wer John Yudkin war? Wenn man so möchte der Urvater der Erkenntnis, dass Zucker fatale Folgen auf unseren Organismus hat. Eines seiner Bücher heißt „Pur, weiß – tödlich! Warum der Zucker uns umbringt und wie wir das verhindern können.“ Yudkin begann in den 70er Jahren des vergangenen Jahrtausends das Thema Zucker und seine Auswirkungen auf unseren Organismus zu erforschen und stellte bald fest, dass da etwas im Argen liegt. Sein wissenschaftlicher Kontrahent war Ancel Keys, der zur selben Zeit über die negativen Auswirkungen von Fett forschte. Da Forschung immer Beweise erbringen muss, die nachvollziehbar und schlüssig darlegen, warum etwas so und nicht anders ist, verlor Yudkin in erster Instanz. Die, wie wir heute wissen Jahrzehnte dauern sollte. Denn abseits der Forschung, hatte natürlich auch die Lebensmittelindustrie großes Interesse daran, dass Zucker nicht in Verruf geriet. Also wurde getrickst und getäuscht was das Zeug hielt. Bis heute ist weltweit der Glaube verankert, dass Fett schlecht sei. Wir haben es mit einem echten Wissenschaftskrimi zu tun. Liest sich spannender als Agatha Christie und ist ebenso alt.

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Eine  anschauliche Zeittabelle 

  • 1850: Der pro Kopfverbrauch von Zucker liegt bei 6 kg/ Jahr.
  • 1900: Zucker war, neben Mehl, das meistgekaufte Lebensmittel. Er wird mittlerweile industriell gefertigt. Ein stark wachsender, aber noch unauffälliger Industriezweig.
  • 1950: Der pro Kopfverbrauch von Zucker stieg innerhalb von 5 Jahren um 5kg von 25kg/ Jahr auf 30 kg/Jahr an. Ancel Keys brachte mit seiner Studie, dass Fett der Verursacher von Krankheiten wäre, den Zucker aus der Schusslinie.
  • 1960: Die American Heart Association, die Margarine- sowie die Zuckerindustrie propagierten den Verzicht von Butter, tierischen Fetten. Diese Information erreichte auch Europa. Zur selben Zeit wurden Wissenschaftler bestochen, um gleichlautende Aussagen zu propagieren.
  • 1970: John Yudkin begann mit Veröffentlichungen Zucker sei das Problem bei der stark steigenden Zahl von Fettleibigkeit und Herzinfarkten. Zu dieser Zeit betrug der pro Kopf Verbrauch von Zucker 40 kg pro Kopf/ Jahr. Yudkin wurde mit Gegenstudien in die Knie gezwungen und Ende der 70er Jahre veröffentlichte Ancel Keys den letztgültigen Beweis Fett als Übeltäter zu überführen, mit seiner 7 Länder Studie.
  • 1980: „Light“ und „low fat“ Produkte dominieren den Markt. Die Lebensmittelindustrie reichert ihre Produkte mit Zucker an und nutzt Margarine anstelle von Butter. Die Rate der Herzerkrankungen und Herzinfarkte sank jedoch nicht. Yudkin, der von seinen Wissenschaft-KollegInnen beschuldigt wurde theoretisch falsch zu liegen, bekam in der Praxis recht.
  • 1990: Die 7 Länder Studie wurde von Ancel Keys manipuliert. Diese Information drang an die Öffentlichkeit. Manche Quellen sprechen sogar von Betrug.
  • 2015: Die Welt Gesundheitsorganisation (WHO) bringt mit empfohlenen 6 Löffeln Zucker pro Tag neue Richtlinien heraus. Die „Sugar intake for adults and Children“ vgl. (Brodmann R., Das Pauli Magazin: „Zucker. Die Geschichte im 20. und 21. Jahrhundert.“ , 2017)

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Was soll man noch glauben?

Ihr seht schon, die Zuckerstory ist wesentlich komplexer als wir meinen. Neben den ForscherInnen stehen die LebensmittelproduzentInnen, und es herrscht natürlich gegensätzliches Interesse. Wie Engelchen und Teufelchen. Die einen sagen: „Lass bloß die Finger von dem giftigen Zeug.“ Die anderen umgarnen dich mit bunter Verpackung, verlockender Werbung und singen dir sanft ins Ohr „Ach, ein Stück, das tut dir nichts, gönn es dir, du hast es verdient.“ Und du? Stehst in der Mitte und weißt langsam nicht mehr was du glauben sollst.

Ich sag: „Hör auf deinen Körper!“ Aber um das wirklich gut tun zu können, musst du EINMAL die Erfahrung gemacht haben, wie es sich anfühlt gänzlich frei vom Verlangen nach Süßkram zu sein. Und das bedeutet du stehst vor einer Herausforderung. Denn dein Körper muss mindestens 40 Tage ohne Zucker ernährt werden, damit er sich neurologisch umstellt. Physiologisch geht es ein bisschen schneller.

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Warum macht es Sinn Zucker zu reduzieren?

  1. Zucker macht krank – klingt so lapidar. Hat jedoch tiefgreifende Wirkung, mehr als wir glauben. Einerseits wirkt Zucker auf unsere Organe, ganz kurz erklärt: Er greift massiv in unseren Stoffwechsel ein und führt so zu einer totalen Überforderung von Leber, Bauchspeicheldrüse, Insulinhaushalt, Hormonhaushalt und natürlich auch unserem Gehirn (das ist die wirklich, auf das Extremste Vereinfachte Darstellung der Sachlage, wen das tiefergreifend interessiert empfehle ich das Lesen der einschlägigen Fachliteratur). Als Folge daraus entwickeln wir: Körperfett, Müdigkeit, Unkonzentriertheit, Reizbarkeit, schlechten Schlaf, Verdauungsprobleme, Diabetes, Stoffwechselerkrankungen, Lustlosigkeit, Antriebslosigkeit, Herzinfarkte, Insulinresistenz, diverse neurologische Erkrankungen (zb Depressionen, Parkinson, MS…), Hauterkrankungen, Darmprobleme aller Art ( Dysbiose, Morbus Crohn, Reizdarmsyndrom uvm.) und Krebs.
  2. Zucker macht süchtig – ja, klar, wir haben immer Lust auf Naschereien?! Nein, ich meine tatsächlich – körperlich und psychisch! Diverse Forschungsteams haben herausgefunden, dass der Konsum von Zucker sowohl das effektive Hungergefühl beeinflusst (man bekommt mehr Hunger!) als auch das subjektive Verlangen nach mehr beeinflusst, es steuert unser Gehirn so, dass es uns signalisiert, nimm noch mehr. Wird dieser Kreislauf nicht aktiv unterbrochen, entwickeln wir eine echte Sucht. Vergleichbar mit Nikotin. Man kann nicht aufhören und muss beständig die Dosis erhöhen. Ein Teufelskreislauf. Die Folgen davon – siehe Punkt 1. Würdest du deinen Kindern Zigaretten geben?? Niemals, eben! 

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Du glaubst das nicht?

Ok, ich versehe, das liest sich alles sehr, sehr abgedreht. Und nein, du wärst nicht der/ die Erste, die mich schief anschauen und den Kopf ungläubig schütteln. Ich erinnere euch nochmals an Dr. Yudkin, den hat eine ganze Nation, was rede ich, die ganze Welt, für verrückt erklärt, er verlor sogar seinen Lehrstuhl an der Uni. Die Zeit gab ihm dann doch Recht. Und neue Studien untermauern mittlerweile was er schon vor 50 Jahren wusste. Sei es drum, mir musst du nicht glauben.

Mache einen simplen Versuch:

Streiche für 1 Woche ausnahmslos ALLEN Zucker vom Speiseplan – kein Naschen, kein Zucker im Kaffee/ Tee, keine Lebensmittel die Zucker enthalten (Saft, Müsli, Fruchtjoghurt, Ketchup, Pizza, Wurst, Fertiggerichte aller Art, fast Food usw) – ALLES!

  • Wenn du dabei absolut NICHTS empfindest, dann gratuliere ich dir, dann bist du ein Wunder.
  • Wenn du allerdings phasenweise die Decke hochgehen möchtest, Kopfweh verspürst, grantig bist und diverse andere Zustände erleidest, dann ist eines klar, du bist Zucker-süchtig.

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Wie du die Zuckersucht los wirst?

Schritt für Schritt, der erste Schritt ist: Willst du es wirklich? Schreib auf einen Zettel was für dich gute Gründe sind, deine Ernährung anzupassen. Denn eines ist klar, ohne Motivation ist das Projekt zum Scheitern verurteilt. Willst du etwas für deine Gesundheit tun? Besser schlafen? Schönere Haut haben? Deine Verdauung auf Trab bringen? Abnehmen? En gutes Vorbild für deine Kinder sein?

Such dir MitstreiterInnen, tritt einer Facebookgruppe bei, lies alles was du zum Thema finden kannst und dann leg los!

  1. Vorratsschränke entleeren! Alles muss raus – Zucker weg, Alle Produkte einmal in die Hand nehmen und auf die Inhaltsstoffe schauen, was steht da? Zucker, klar aber vielleicht auch Glukose, Maltose, Fruktose, Maltodextrin, Galaktose, Invertzucker, Gerstenmalz, Sorbit, Saftkonzentrat, modifizierte Stärke, Molkepulver, Malzextrakt, Raffinade, Dextrose, Sacharin…uvm
  2. Mach dir einen Plan, setz dir Zeithorizonte, steck dir zuerst ein kleines Ziel, mach eine 40 Tage Challenge.
  3. Stell dir einen Speiseplan auf – such dir Rezepte, es gibt tolle Bücher von Hannah Frey, Sarah Wilson, Anastasia Zampounidis, es gibt unzählige Blogs, Dokus (Netflix) und auch hier bei Kraut und Rübe findest du tolle Rezepte – komm in unsere Facebookgruppe „Kraut & Rübe – Österreich isst xund und zuckerfrei!“
  4. Wie „zuckerfrei“ möchtest du loslegen? Ganz und gar? Oder zuerst „nur“ Industriezuckerfrei? Es ist nicht tragisch, nicht gleich einen „hard cut“ zu machen, manche Menschen schaffen es besser durchzuhalten, wenn sie in ein Projekt sanft, aber dafür beständig gleiten. Aber: Zucker, ist Zucker ist Zucker, es gibt keine Ersatzstoffe, wenn man einen nennen möchte, dann wäre das Erythrit. Alles andere ist nur die „günstigere Verpackung“ – denn: Obst, vor allem Datteln (die gern als Ersatz-Süßungsmittel herangezogen werden) haben auch Spurenelemente und Vitamine, was der normale Haushaltszucker nicht hat. Unterm Strich ist aber auf chemischer Basis Zucker immer ein Monosacharid das verschiedenartig zusammengesetzt ist, sei dir dessen immer bewusst. Darum geh sparsam um mit angepriesenen Ersatzstoffen. Kokosblütenzucker wirkt sich auf den Insulinspiegel anders aus, ist aber ebenfalls Zucker. Und um Gottes Willen, lass die Finger von künstlichen Süßstoffen!!
  5. Du schaffst es nicht und greifst zu Naschereien? Macht nichts, ein Tag ist kein Weltuntergang, das kommt in den besten Familien vor, einfach weitermachen. Das war ein Cheatday.
  6. Iss hochwertig, daher viel Proteine, Hülsenfrüchte, Haferflocken, frisches Gemüse und Obst, koch frisch.
  7. Beweg dich, geh spazieren, beginne mit Yoga oder Fitness, geh Tanzen oder hopse zu Hause zur Lieblingsmusik.
  8. LENK DICH AB! 

Noch Fragen? Stell sie, schreib uns, wir helfen dir gerne auf deinem persönlichen Weg, wir sprechen dir Mut zu: DU SCHAFFST ALLES WENN DU ES WILLST!!!

Kostet das Fragen bei euch etwas? NEIN! Gesundheit ist das wert! 

Also ihr Lieben – auf ein zuckerfreies 2021 – es folgen noch einige Beiträge, in denen wir über alles was wir so wissen berichten. Ich hoffe das Lesen von diesem, etwas lang geratenen Beitrag hat euch Spaß gemacht und ihr seid jetzt neugierig, das Experiment für euch zu starten.

Alles Liebe

Beate

PS: Alle Fotos dieses Beitrags stammen von http://www.pixabay.com