Vor Kurzem besuchte ich einen Brotbackkurs. Die „Flotte Lotte“ in Baden, ist wirklich ein entzückendes, kleines Küchenstudio mit einem guten Programm. Im Kurs lehrte uns die liebe Luise ihre Tricks. Luise ist das, was man eine „nette ältere Dame“ nennt. Eine quirlige Frohnatur im Pensionsalter. Sie gibt die Kurse sicher nicht um Geld zu verdienen. Vielmehr spürt man bei ihr die wahre Leidenschaft. Sie liebt Brotbacken über alles und das hat sie uns spüren lassen. Selten war ein Kurs so voll gepackt mit Tipps& Tricks, fast an der Grenze des Aufnehmbaren.
Reich beschenkt, mit all den Informationen und einem Schüsselchen voll Sauerteig, war schnell klar, dass bald wieder Brot gebacken wird. Der Sauerteig musste noch „gefüttert“ werden um dann zum Einsatz zu kommen. Am Nationalfeiertag war es dann so weit. 2 von insgesamt 10 (!!) Rezepten hab ich nachgemacht.
Nachdem ich den mitgebrachten Sauerteig brav „gefüttert“ hatte, war am 26. Oktober genug Menge vorhanden um ein Brot zu machen. Also machte ich mich ans Werk. Da das eine Rezept allerdings erst am nächsten Tag zum Backen bereit war, wollte ich davor noch eines von den „schnellen Broten“ umsetzen. Was wäre ein Feiertag ohne frisches Brot?
So kam an erster Stelle das:
Toskanische OLIVENBROT
Zutaten
- 30 g Germ (ich verwendete Trockengerm – etwas mehr als 1 Pck)
- 350 g Mehl
- 200 ml lauwarmes Wasser
- 1 TL Salz
- 2-3 EL Olivenöl (oder eher etwas mehr)
- 60 g Oliven ohne Kern (ich nahm die Kleinen)
- eventuell Rosmarinnadeln (gibt ein herrliches Aroma)
Zubereitung
Rohr auf 220° Grad vorheizen. Trockene Zutaten (Mehl, Germ, Salz) mischen, dann Wasser und Öl zufügen, am Schluss die Oliven unterheben. Alles zu einem Germteig verrühren. Ordentlich kneten und dann an einem warmen Ort, zugedeckt mindestens 30 Minuten gehen lassen. Dann den Teig flach drücken, nochmals kneten und 4 mal einschlagen. Und nochmals 15 Minuten gehen lassen. Anschließend einen flachen Laib formen, auf ein mit Backpapier ausgelegtes Blech legen und nochmals 10 Minuten gehen lassen. Den Teig mit Öl bepinseln und bei 220° Ober/ Unterhitze ins Rohr schieben. 25 Minuten backen. (Wasserschüssel mit ins Rohr stellen!)
Ein relativ schneller Genuss, vor allem im Sommer ein Highlight zum Grillgut 😉
Und im Winter eine schöne Erinnerung an den Sommer. Ich habe das italienische „00“ Mehl verwendet. Das gab nochmals eine besondere Note.
Zur selben Zeit habe ich bereits den Teig für das 2. Brot vorbereitet, das benötigt mehr Geduld und Zeit, wenn man es schneller möchte kann man die Gehzeiten auch etwas verkürzen, aber dann braucht man immer noch einen Tag.
Roggen-Weizen Vollkorn-Mischbrot
Zutaten
- 500 g Roggenvollkornmehl
- 500 g Weizenvollkornmehl
- ca. 700 g lauwarmes Wasser
- 20 g Butter
- 2 Pck. Trockengerm
- 1 Pck Sauerteig (ich hab 350 g frischen Sauerteig benutzt, dann benötigt man etwas mehr Mehl)
- 1 EL Brotgewürz
- 1 EL Salz ((ja, wirklich so viel, sonst schmeckt das Brot nicht!)
Zubereitung
Alle trockenen Zutaten verrühren.
Die Butter im recht heißen (von der Leitung) Wasser schmelzen lassen und das Gemisch dann zu den trockenen Zutaten fügen. Alles zu einem mittelfesten Teig verkneten bis er so geschmeidig ist und sich von der Schüssel löst.
In der Schnell-Version lässt man ihn ca 40 Minuten gehen, teilt ihn in 2 Laibe und nochmals 45 Minuten gehen lassen. Ich gab dem Teig über Nacht Zeit und habe ihn erst dann in 2 gleichgroße Teile geschnitten. Wichtig ist, dass man vor der Teilung nochmals die Luft rausknetet, dann die 2 Laibe bildet, und dann darf er wie gesagt nochmals aufgehen. Wenn man möchte, kann man die Oberfläche einritzen und mit Samen bestreuen. Mit Wasser bestreichen und eine Schüssel mit etwas Wasser mit auf das Blech stellen.
Ganz Wichtig: Backrohr auf 250° Ober/ Unterhitze vorheizen
Jetzt muss man die Stoppuhr parat haben, denn der Backvorgang geht auf Etappen:
10 Minuten bei 250° dann Grad reduzieren auf 230°, nach weiteren 10 Minuten nochmals Hitze reduzieren auf 210° nach 20 Minuten auf 190° reduzieren und dann 45 Minuten fertig backen.
Ob das Brot gut durch gebacken ist, erkennt ihr daran:
Brot umdrehen und auf dem Boden klopfen, klingt es hohl, dann ist es fertig.
Wie man den Teig behandelt, ist eine kleine Wissenschaft und erfordert Übung. Ich war mit meinem Erstling recht zufrieden, aber die Profis unter euch sehen sofort die Mängel 😉
Bäcker ist nicht umsonst ein angesehenes Handwerk, dass eine Zeit lang etwas in den Hintergrund trat. Anstelle von Mühe, Geduld und Hingabe ließen sich viele Bäckerein ihre Teige von großen Fabriken liefern und backten dann fertig. Verständlich, dann ein hochwertiges Sauerteigbrot benötigt schon einige Tage. Mit Vorteig, Hauptteig und allem Drumherum. Auch die vielen Fachbegriffe zeugen von etlichem Grundwissen, dass man sich aneignen darf. (zb „einschwaden“,“rundwirken“, „abglänzen“….da gibt es noch eine Menge mehr, aber die habe ich mir leider nicht gemerkt).
Ich habe größten Respekt vor allen, die ihrem Handwerk mit Liebe nachkommen und uns mit hochwertigem Brot versorgen.
Für mich ist und bleibt das eine nette Spielerei, eine Herausforderung und die Freude am Tun. Es wird wohl nicht oft so viel Aufwand betrieben werden in meiner Küche, aber hin und wieder auf alle Fälle 😉
Und es gibt ja auch schnelle Alternativen, wie das Dinkel-Chia Brot oder das Olivenbrot und das Brot á la Nashiba, das ich euch demnächst vorstellen werde.
Es lohnt sich jedenfalls, ab und zu Brot selbst zu backen.
Lasst´s euch schmecken und viel Spass beim Nachbacken!
Alles Liebe
Beate